Men need a hero

24.09.2024

I need a hero!

I'm holding out for a hero till the end of the night.

Ihr kennt den Song bestimmt. Wieso ich den im Kopf habe erzähle ich euch jetzt.


Als ich gestern am Frühstückstisch saß und durch Youtube stöberte, stolperte ich über ein Video von unbubble, einem Format von ZDF, in dem zwei sich gegenüberstehende Parteien gegenteilige Meinungen zu einem Thema haben und zu einer offenen Diskussionsrunde eingeladen werden. Das Ziel des Ganzen ist, dass beide Parteien zu einem möglichen Kompromiss kommen und eine neue Meinung teilen können. Dieses Mal ging es um das Thema Männerbild, welches in letzter Zeit stark kritisiert wurde und ob es mit der Kritik mittlerweile zu weit gehen würde, oder aber noch nicht weit genug gegangen ist.

Ich musste schwer schlucken, als ich die Aussagen einiger Teilnehmer hören musste. Auf die Auswahl der Teilnehmer möchte ich hier nicht eingehen, da hier auch einige Kritik dazu auf Social Media gefallen ist. Aber das ist ein anderes Thema.

Nach der Folge kaute ich das Thema gedanklich etwas durch. Was würde ich in dieser Diskussionsrunde sagen? Wieso kamen die Teilnehmer nicht auf einen gemeinsamen Nenner, sondern entfernten sich teilweise sogar weiter voneinander?

Wer das Video sehen möchte, kann hier auf den link klicken:

https://youtu.be/blR9Zy5u1W4?si=hTkUZSiUfjrA7Hra


Der erste Gedanke, der mir in den Kopf kam, war: Warum war dieses Thema so schwierig für die Teilnehmer? Die Ausgangsfrage war klar formuliert und bereits sehr eingegrenzt. Dennoch ist das Thema breiter getreten worden, als es eigentlich nötig war. Nach meiner Beobachtung waren ein paar der Teilnehmer für diese Diskussionsrunde überhaupt nicht geeignet. Um ein Thema effektiv diskutieren zu können braucht es zwei Dinge:

Klare Formulierungen und Intellekt.

Ist eine Aussage oder Frage klar formuliert, kann man auf den Inhalt des Gesagten besser eingehen. Intellekt zeigt sich dann u.a. in der Fähigkeit, sich in die andere Person einzudenken und zu fühlen, Objektives von Subjektivem zu trennen (zu Unterscheiden, was meine eigene Wahrnehmung ist, und was untersuchte Fakten sind) und andere Möglichkeiten in Betracht zu ziehen. Meiner Meinung nach hätte diese Diskussion in wenigen Sätzen zu einem interessanten Ende kommen können. Stattdessen wurde in dieser Diskussionsrunde viel in Rätseln gesprochen, Probleme auf ein Thema begrenzt, verallgemeinert und pauschalisiert und wegen fehlender Weitsicht und auch Einsicht auf diesen wenigen Punkten beharrt.


Mir fiel auf, dass das Subthema "Vorbild" einen sehr großen Teil der Diskussion eingenommen hatte. Ein Argument, das gefallen war, ist, dass den Männern der heutigen Zeit ein Vorbild für Männlichkeit fehlen würde.
(Achtung, kontroverse Meinung folgt)
Es wurden Personen wie Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger als männliche Vorbilder der 70er und 80er Jahren genannt, im gleichen Satz mit der Bezeichnung einer "Bandbreite", die heute fehlen würde. Ich pausierte das Video und runzelte die Stirn wegen dieser widersprüchlichen Aussage. Diese genannten Persönlichkeiten repräsentieren doch grundlegend EINEN bestimmten Typ Mann, was keiner Bandbreite entspricht. Dagegen sind die möglichen Vorbilder der heutigen Zeit, eben weil sie so divers aufgestellt sind, doch viel eher eine größere Bandbreite? Dazu möchte ich noch einen Gedanken aussprechen:

Ist die Idee, EIN Vorbild für ALLE Männer haben zu wollen, nicht genau das, was uns zwingen würde, weiterhin im Schubladendenken zu bleiben?

Besser formuliert wäre die Aussage gewesen: Die möglichen Vorbilder für Männlichkeit (wobei dieser Titel auch objektiv zu betrachten ist) werden heute stark diskutiert, zerlegt, kommentiert, teilweise angegriffen und teilweise in die Höhe gehoben. Eben dieses Phänomen sorgt dafür, dass junge Männer, die sich in Ihrer Entwicklung befinden, sich so verwirrt fühlen und nicht per se die "Vorbilder" selbst. Es ist das Kritisieren von Verhalten, Äußerungen von Meinungen zu einem Idealbild und das konstante Bewerten von Personen, was diese Verwirrung stiftet. Man könnte denken: "Wenn alle Welt (so wie es die Medien, auch dank Algorithmus, manch einem erscheinen lassen) über dieses oder jenes Verhalten spricht, muss ich mir auch Gedanken machen, welches exakte Verhalten ich an den Tag legen sollte, oder? Welches Verhalten ist nun richtig? Wie soll ich mich verhalten, damit ich nicht angegriffen werde?"

An sich ist das kein problematischer Gedanke, man sollte sich stets seines Verhaltens bewusst sein und darüber reflektieren können. Aber hier wird oft Verhalten auf Rollen gesteckt und so sehr polarisiert, als gäbe es nur schwarz/weiß und als wäre ein Verhalten direkt etwas eindeutigem zuzuordnen, zB einer Rolle, die man damit repräsentiert. Ich kann mir die Angst vorstellen, die damit einhergeht, aufgrund seines Verhaltens direkt einen Titel angesteckt zu bekommen.

Solche Diskussionen im Netz sollten eigentlich genau das bleiben, was sie sind: Diskussionen. Stattdessen wird mit Aussagen und Meinungen wie mit Fakten umgegangen, es werden radikale Botschaften gesendet und als Wahrheit verkauft.

Dabei gibt es nicht die "eine Wahrheit".


Meine Nachricht an die Männerwelt wäre diese:

Euer Vorbild darf sein, mit wem ihr euch am meisten identifiziert oder identifizieren möchtet. Dessen Verhalten oder Aussehen oder Glaubenssätze können übernommen werden, sollten jedoch nicht kopiert werden. An einem Vorbild kann man sich orientieren und sich davon inspirieren lassen. Das heißt, dass man sich danach weiterentwickelt und seine eigene Version der Dinge schafft. Ich habe mich beispielsweise von dem empathischen Verhalten meiner Mutter inspirieren lassen, kopiere es jedoch nicht, sondern entwickle mich davon weiter, denn ich bin nach wie vor meine eigene Persönlichkeit. Ich bin keine Kopie eines Ideals, weil ich es nicht sein möchte.
Genauso steht es mit Glaubenssätzen, Religionen, Wertvorstellungen, etc. Ich kann an das glauben, was sich für mich richtig anfühlt, muss einen Glauben aber nicht zu 100% übernehmen, denn dafür gibt es kein Gesetz. Allerdings darf ich dann auch nicht radikal meine Version als die einzig richtige propagieren, es polarisieren oder sogar andere und deren Version damit angreifen.

Woher weiß ich denn, was sich für mich richtig anfühlt?
Gute Frage, diese Aussage ist nämlich auch ziemlich vage und interpretationsoffen. Lass es mich anders ausdrücken:

Bringt dich diese Idee/ dieser Glauben /diese innere Einstellung nach vorne? 
Macht sie dich stark?
Beflügelt sie dich?
Lässt sie dich entwickeln?
Oder schränkt sie dich eher ein, lässt dich machtlos und handlungsunfähig fühlen?
Macht sie dich glücklich und zufrieden oder bedrückt sie dich und lässt dich wertlos fühlen?

Diese Fragen kannst du dir jederzeit und immer wieder stellen, auch um deine aktuellen Glaubenssätze zu überprüfen und dich zu fragen, ob du dich noch immer damit identifizieren kannst.

Und das Allerwichtigste noch zum Schluss: Du darfst deine Meinung ändern! Du musst keinem Ideal bis ans Lebensende folgen, um dir treu zu bleiben. Die Welt ändert sich stetig, genauso wie du. Mit jeder Erfahrung, die du machst, erweiterst du dein Wissen und kannst dich neu orientieren.

Wie gehst du nun mit der Öffentlichkeit um? Wie stellst du dich möglicher Kritik?
Am besten so, wie mit allem anderen, was du tust. Du stehst für dich alleine und nicht für alle Männer dieser Welt. Mit deinem Verhalten solltest du keine Geschlechtergruppe repräsentieren, sofern du dich nicht selbst als Repräsentant betitelt in die Öffentlichkeit stellst. Man kann dein Verhalten kritisieren, dich zum Umdenken anregen, aber keine sofortige Änderung oder sonstiges von dir einfordern.


Wie siehst du das Thema? Hast du eine andere Meinung oder eine Frage an mich?

Wenn ja, bin ich gespannt, von dir zu lesen!


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